Martins key.matiq-Blog

>> Zurück zum Artikelverzeichnis >>


Einfach

Geschrieben: 13.10.2017
Letzte Überarbeitung: 14.07.2021
Stichwörter: Grundsätze

Einstein wird der Spruch zugeschrieben, man solle alles so einfach wie möglich machen, allerdings nicht noch einfacher.

Eine Theorie, so einfach wie mögich darzustellen, ein Verfahren so weit wie möglich zu vereinfachen, eine Anwendung nach dem KISS1-Prinzip zu gestalten dient dazu die Theorie zu verbreiten, das Verfahren kostengünstig zu gestalten, die Anwendung robust gegen Fehler zu machen. Immer vorausgesetzt man verliert dabei das eigentliche Ziel nicht aus dem Auge.

Man kann durch Vereinfachung erstaunliche Erfolge erzielen und auch hin und wieder mal etwas entwickeln, was es bisher noch nicht gab oder zumindest so nicht allgemein bekannt war.

In diesem Artikel will ich das mit einer Anekdote illustrieren und dann die Anwendung des Prinzips auf key.matiq darstellen:

Von Mäusen, ...

"Mit Speck fängt man Mäuse." Das ist ein uraltes Rezept. Aber ebenso uralt ist die Methode, sich einfach eine Katze zu halten. Doch man sollte nicht voreilig mit den Lösungen beginnen, sondern mit dem Problem.

Wir haben Hühner und einen Garten, in dem die Hühner frei laufen können. Denn wir lieben Eier und Hühnerfleisch aber keine Hühner-KZs. Die Hühner brauchen Getreide. Das lagern wir im Haus. Aber wir wollen keine Mäuse im Haus.

Im Garten stören uns Mäuse nicht. Aber es sollten nicht zu viele sein. Denn, als wir einzogen, ist uns sogleich ein kleiner Birnbaum gestorben. Er hatte kaum noch Wurzeln.

Gift kommt für uns nicht in Frage. Fallen könnten andere Tiere verletzen.

Das Problem ist also beschrieben, auch alle Randbedingungen. Nun, als Standardlösung kommt die Katze in Frage. Das ist nicht für jeden etwas, aber für uns passt sie.

... Problemen zweiter Ordnung, ...

Mit der Katze hatten wir die grobe Richtung eingeschlagen, doch diese Lösung produziert auch viele kleine Probleme. Zum Beispiel fängt die Katze auch gerne mal einen Vogel. Mit gut aufgehängten Nistkästen konnten wir die Fälle minimieren.

Und dann bringt die Katze auch mal eine Maus ins Haus, und die Maus versteckt sich unter dem Schrank. Sehr selten fängt sie auch einmal eine Ratte und trägt sie ins Wohnzimmer. Es ist nicht lustig, wenn sich diese dann in der Klappcouch einnistet. Die Katze lässt sich manchmal Zeit, aber schließlich hat sie noch jedes Tier erlegt, das sie ins Haus geschleppt hat.

In zwanzig Jahren einmal ist es nun vorgekommen, dass wir uns um die Problemlösung selbst kümmern mussten: Eine Maus hat es irgendwie geschafft, in die Küche zu entkommen. Hinter dem Spülschrank war sie sicher. Die letzte Küchenrenovierung war noch nicht so lange her, dass wir schon wieder Lust gehabt hätten, die Wasserleitungen abzumontieren.

... manchmal hartnäckiger Art, ...

Aushungern hat nicht viel geholfen. Noch so vieles Staubsaugen reichte nicht, der Maus jegliche Nahrung zu entziehen. Irgendein Krümelchen fand sie wohl immer. Und auch peinlichstes Auswischen der Spüle führte nicht dazu, dass sie verdurstete. Wir hatten die schöne Rankpflanze der Küche (für die wir auch vorübergehend keinen anderen Platz wussten) im Verdacht, der Maus als Feuchtigkeitsspende zu dienen.

Uns tat die Maus auch leid. Es ist überhaupt nicht schön, ein Tier verenden zu lassen oder der Katze auszuliefern. Aber was sollten wir machen? Wir erinnerten uns an "Mit Speck fängt man Mäuse", kauften eine Lebendfalle, taten etwas Käse rein, überprüften den Mechanismus. Und warteten. Eine Woche und länger. Immer mal wieder hörten wir sie abends rascheln. Oder sie saß auf der Bank, huschte aber sofort wieder hinter die Küchenzeile.

Die Falle war irgendwie nicht optimal. Ich hätte mich da jedenfalls als Maus auch nicht reingetraut. Sie bestand aus einem Gitter, das eine kleine Box bildete, die nach einer Seite offen war. Über der offenen Seite hing die Klappe in der Waagerechten und sollte über einen einfachen Mechanismus schließen, sobald die Maus den Köder bewegte.

Aber die Falle war viel zu klein. Es musste der Maus klar sein, dass sie dort "in der Falle sitzen" würde. Sie lebte jetzt schon zwei Wochen in unserem Haus.

... ungewöhnlichen Lösungen ...

Ich erinnerte mich daran, wie ich vor vielen Jahren mal eine Maus mit einem Eimer gefangen hatte. Ich hatte den Eimer labil an einem Punkt auf den Rand und dann schräg auf den Henkel gestellt. Unter dem Henkel hatte ich ein Stücken Speck plaziert. Wenn die Maus an dem Speck zog, würde der Henkel wegrutschen und der Eimer mit der Öffnung nach unten ganz zu Boden gehen, so dass die Maus dann hoffentlich unter dem Eimer eingesperrt sein würde.2

Das hatte damals tatsächlich geklappt. Ich musste noch eine Pappe unter den Eimer schieben, um ihn mitsamt der Maus aus dem Haus tragen zu können. Und diese huschte draußen dann froh davon.

Würde es so wieder klappen? War das nicht damals ein reines Zufallsergebnis? Niemals hatte ich von einer solch simplen Falle (Eimer mit Bügel und etwas Speck) gehört oder gelesen. Vielleicht nur, weil man etwas Geduld braucht, den Eimer derart kippelig aufzustellen? Oder weil das in Wirklichkeit nur ganz selten klappt und ich damals einfach nur Glück hatte? Immerhin: Der Eimer bot Platz, viel mehr als die gekaufte Falle. Kein Grund für die Maus, sich zu fürchten. Ich plazierte die Pappe dieses Mal von vornherein unter dem Eimer, damit keine Notwendigkeit bestehen würde, der Maus auch nur einen Millimeter Chance zum Reißaus zu geben.

Ich wartete einen Abend, eine Nacht und einen Tag. Man muss Geduld haben, sagte ich mir und beschloss, eine zweite Nacht zu warten.

Ich war früh aufgewacht. In der Küche stand der Eimer auf dem Kopf. Daneben viele Pappefetzchen. Als ich leicht den Eimer hin und herschob, hörte ich es rascheln.

Schnell noch eine zweite Pappe unter die erste geschoben (vielleicht hatte die Maus die erste schon durchgenagt) und mit dem Eimer und den beiden fest darunter3 gepressten Pappen einen Morgenspaziergang gemacht, weit weg in spärlich bewohntes Gebiet. Kaum hatte ich dort die Pappen etwas locker gelassen, presste sich das Tier heraus und rannte in Sekundenschnelle zig Meter davon, bis es in hohem Gras verschwand.

In der Folge habe ich immer mal wieder im Internet geschaut, welche Mäusefangmethoden dort so angeboten werden. Meine war nicht dabei.4 Es gibt schon Vorschläge, einen Eimer zu nutzen, aber dabei geht es darum, eine Maus zu anzulocken, dass sie in einen hohen nach oben offenen Eimer fällt. Da ich aber in meiner Jugend auch schon einmal eine Maus fast in Tischhöhe habe springen sehen, vermute ich stark, dass diese Methode nicht in allen Fällen hilft.

... und dem Schutz von Geheimnissen

Jetzt konnte ich mich wieder um key.matiq (und den zugehörigen Problemen zweiter und dritter Ordnung) kümmern, so wie schon seit bald fünf Jahren. Und ich dachte daran, wie ich damit angefangen hatte: Ich sah ein Problem. Wie kann ich Kennwörter so verwalten, dass sie stark genug sind, einen Schutz zu bieten, ich sie aber auch immer parat habe? Und sie mit anderen auch bei Bedarf austauschen kann? Und sie verschieden für jeden Zweck sind. Und sie nicht verloren gehen können. Ich hatte mir damals einige Passwortmanager angeschaut, aber nichts gefunden, was mich wirklich überzeugte.

Ich hatte mir dann überlegt, welche Lösung mich denn überzeugen würde. (Mir schwebte ungefähr das vor, was – welch ein Zufall – heute key.matiq kann.)

Aber wie wäre es zu schaffen, diese Lösung auch sicher gegen Angriffe zu machen? Der einfachste Ansatz war natürlich die Frage: Wie machen es andere? Ich schaute mir alle Online-Passwortmanager, über die ich im Netz etwas finden konnte, aber auch andere Sicherungsmethoden daraufhin noch einmal an. Prüfte alle Verfahren, nahm das meiste, modifizierte einiges, um es einfacher, handhabbarer zu machen. Manches, nicht gar so Dringliches, stellte ich zurück. Ganz wenig verwarf ich, weil es auch nach reiflicher Überlegung mir als kein Sicherheitsgewinn erschien.

Was aber, wenn ich etwas übersehen hätte? Nur wenn ich key.matiq selbst, mit meinen eigenen Passwörtern, auch für das Online-Banking, benutzen würde, würde ich sehen, ob key.matiq auch unter Realbedingungen Internet-Kriminellen standhalten würde. Ich zweifelte nicht daran, dass ich nicht irgendwann alle Sicherheitsprobleme in den Griff bekommen würde, sondern, dass das Programm schon gleich zu Beginn seines Einsatzes sicher genug sein würde. Ich brauchte eine zusätzliche Sicherung, die mir erlaubte, key.matiq zu benutzen, Erfahrungen damit zu sammeln, ohne ein wesentliches Risiko einzugehen. Und wieder fand ich eine einfache Lösung: das Komplementskonzept.

Ein weiteres Bespiel: Die Zwei-Faktor-Authentisierung hatte ich zunächst zurückgestellt. Ich suchte immer wieder mal nach günstigen Lösungen, SMSen zu verschicken. Erst Jahre später kam mir der Gedanke, dass der Besitz des eigenen Geräts sich ja vergleichsweise leicht mittels Cookies nachweisen lässt. So entstand eine kostengünstige universell einsetzbare Lösung, die allen anderen Zwei-Faktor-Authentisierungs-Methoden an technischer Sicherheit kaum nachsteht, ihnen aber in der Gesamtbetrachtung (wegen der leichteren Anwendbarkeit) deutlich überlegen ist.

Herausgekommen ist mit key.matiq etwas, was praktikabel ist: So einfach wie möglich, aber nicht einfacher. Etwas, was man benutzen kann. Auch wenn man zu Beginn noch skeptisch ist. Etwas, was überall verfügbar ist. Etwas, was funktioniert.

So wie der Eimer mit dem Speck und dem Stück Pappe.

 

1) "Keep it simple, stupid"

2) Auf ein paar Details musste ich allerdings achten, wie ich bei späteren Mäusefangaktionen, feststellen musste: Es muss für die Maus leichter sein, den Speck unterhalb des Eimers (im Bild rechts vom Speck) wegzuziehen, als von der anderen Seite. Dabei sollte aber der Bügel leicht so weggleiten können, dass der Eimer auf den Rand statt auf die Seite fällt. Normale Haushaltseimer mit Drahtbügel sind dafür gut geeignet, andere nicht immer. Aber wenn die Maus es schafft, den Speck zu fressen und dabei den Eimer nur umzukippen, so hat man als Mensch durchaus eine weitere Chance: Denn die Maus, einmal erfolgreich, wird es immer wieder versuchen. Als Mensch braucht man nur Geduld, etwas Tüftelei und ein wenig Geschick.

3) Den Eimer nun umzudrehen, wäre natürlich einfacher gewesen. Aber in der Euphorie des Erfolgs war ich gar nicht darauf gekommen.

4) Jahre später (2021) habe ich meine Lösung dann aber einem Online-Ratgeber mitgeteilt, so dass es heute möglich sein kann, dass man sie auch anderswo beschrieben sieht.


>> Zurück zum Artikelverzeichnis >>